Mein Urologe ging in seinen wohlverdienten Ruhestand und ich blieb bei seinem Nachfolger, der sich bei unserem ersten Treffen viel Zeit genommen hatte. Ich erzählte ihm von der OP und die Komplikationen dabei, er untersuchte mich und ich erzählte ihm auch, dass ich das Gefühl hatte, mein verbliebener Hoden würde kleiner werden. Er konnte nichts feststellen, ordnete jedoch eine Untersuchung meines Testosteronspiegels an. Dummerweise wurde nicht das Testosteron gemessen, sondern der PSA-Wert und so musste eine neue Untersuchung gemacht werden. Ich hatte noch so gerade genug Testosteron im Blut, der Arzt sagte, das müsse ich nicht so schlimm sehen, solange es mit dem Sex noch klappt und der Spiegel nicht weiter sinken würde. Ich bekam einen neuen Termin und wurde verabschiedet.
Nach drei Monaten war ich erneut beim Urologen, ich erzählte von meinem Gefühl des Schrumpfens, das ich weniger Erektionen hatte, auch nachts, aber mich nicht unwohl fühlte. Wir vereinbarten einen neuen Termin, er erklärte mir, dass Ersatzhormone nicht so schnell verschrieben werden, ich fragte, ob gegen das Schrumpfen des Hodens etwas gemacht werden könne, was er leider verneinte. Beim neuen Termin wurde mein Testosteronspiegel gemessen, er war deutlich zu niedrig, der Wert wurde noch zweimal im Abstand von jeweils zwei Monaten gemessen, bei jeder Messung war er etwas niedriger als zuvor. Erektionen hatte ich so gut wie keine mehr, auch keine Gedanken an Sex geschweige solchen, dafür legte ich etwas an Gewicht zu und mein Hämoglobinspiegel im Blut sank soweit, dass ich kein Blut mehr spenden durfte. Mein Urologe verschrieb mir nun endlich Ersatzhormone, ich bekam ein Gel mit Testosteron zum Auftragen. Mit der Dosis musste ich etwas experimentieren, dafür ging ich alle drei Monate zum Urologen um meinen Testosteronspiegel zu kontrollieren.
Mein Hoden schrumpfte weiter, manchmal wurde er wieder größer und schwoll schmerzhaft an, doch das gab sich bald und er wurde wieder klein. Mein Testosteronspiegel schwankte etwas und es dauerte über ein Jahr, bis ich einigermaßen korrekt eingestellt war. Ich erzählte dem Urologen von den schmerzhaften Schwellungen und er machte ein Ultraschall meines Hodens, dabei stellte er fest, dass sich Krampfadern am Nebenhoden gebildet hatten, was weiter nicht schlimm wäre, nur wenn die Schmerzen häufiger kämen, könnte ich über eine Operation nachdenken. Wir vereinbarten einen neuen Termin am Anfang des nächsten Jahres und wir verabschiedeten uns.
Es war Anfang Dezember als ich erneut eine schmerzhafte Schwellung spürte, doch ich dachte, es wäre wie schon früher und ging weiter arbeiten. Die Schwellung wurde allerdings von Tag zu Tag größer, am Donnerstag hatte ich einen "Tennisball" im Sack, dieser war rot und blau gefärbt, ganz prall und heiß. Ich rief meinen Urologen an und seine Helferin sagte, ich solle gleich vorbei kommen. Als ich endlich aufgerufen wurde, wurde ich gleich zum Ultraschall gebeten, der Urologe kam kurz darauf hinzu und untersuchte meinen prallen und heißen Sack. Ich hatte mir eine Nebenhodenentzündung eingefangen, der Arzt verschrieb mir Ibuprofen und Antibiotika, schrieb mich für drei Wochen krank und verordnete mir Ruhe. Auf meine Frage, woher sie etwas kommen kann, meinte er, dass es viele Möglichkeiten gibt, er mir noch Blut abnehmen lasse und ich auf jeden Fall mich nicht körperlich anstrengen dürfte. Und so verließ ich die Praxis, holte die Medikamente und legte mich aufs Sofa.
Die nächsten drei Wochen blieb ich Zuhause, auch wenn die Schmerzen ziemlich bald verschwunden waren und die Schwellung nach zwei Wochen deutlich zurück gegangen war.
Und wieder war ich beim Urologen, dieses Mal zur jährlichen Vorsorgeuntersuchung. Er untersuchte mich gründlich und machte mehrere Ultraschalluntersuchungen meiner Organe, als er meinen geschrumpften Hoden untersuchte, war seine Meinung, dass sähe gar nicht gut aus. Er wiederholte die Untersuchung und sagte mir dann, dass das Hodengewebe im Vergleich zur letzten Untersuchung sich deutlich verändert hätte und es für ihn verdächtig aussehe. Er schickte mich ins AK Altona zu einem Professor und ich sollte mich zügig um einen Termin kümmern. Zuhause erzählte ich meiner Frau vom Verdacht, rief im Krankenhaus an und bekam auch gleich einen Termin sechs Tage später.
Ich fuhr am Montagmorgen mit gemischten Gefühlen ins AK Altona, gefühlt eine halbe Weltreise quer durch die Stadt, kam pünktlich an und musste auch gar nicht lange auf den Professor warten. Dieser ging mit mir in einen Untersuchungsraum, sprach mit mir ausführlich über Vorerkrankungen, Lebenslauf und -weise und untersuchte danach gründlich meinen Hoden. Dann sprach auch er seinen Verdacht des Hodenkrebs aus, er erklärte mir, dass der geschrumpfte Hoden, der Tastbefund und das Ultraschallbild auf eine bösartige Veränderung hindeuten würden, endgültig aber erst nach einer Operation ein Befund sicher wäre. Er würde mich operieren, mir den Hoden samt Samenstrang entfernen, dann würde der Pathologe das Gewebe untersuchen. In seinem Büro besprach er mit mir die OP, Risiken, Nebenwirkungen und zeigte mir einen Silikonhoden, doch ich wollte keine Prothese haben. Ich musste dann noch zum Anästhesisten wegen der Narkose, dann bekam ich einen Termin drei Tage später und fuhr mit vielen Unterlagen und einer Broschüre über Hodenkrebs nach Hause.
Am Donnerstagmorgen fuhr meine Frau mich ins AK Altona, ich wurde empfangen und in das Untergeschoss geschickt. Dort wurde die OP-Vorbereitungen durchgeführt, ich musste mich ausziehen und dieses neckische OP-Hemdchen anziehen, durfte mich ins Bett legen und bekam eine Alles-Egal-Tablette. Dann wurde ich in den OP-Trakt geschoben. Hier wurden weitere Vorbereitungen getroffen, EKG, Puls und Sauerstoffsättigung angeschlossen. Ich bekam die Spritze in den Rücken und merkte bald darauf, wie mein Unterleib taub wurde. Dann kam ich in den eigentlichen OP-Raum, ich wurde vom Professor D. begrüßt, ebenso vom Chirurgen und dem Anästhesisten. Von der eigentlichen OP bekam ich nicht viel mit, mein Unterkörper war durch einen Vorhang verdeckt. Die Operateure unterhielten sich und erklärten mir, was sie gerade machten, die eigentliche Kastration ging deutlich schneller als beim ersten Hoden und nach relative kurzer Zeit war ich wieder raus aus dem OP. Im Aufwachraum dauerte es dann etwas, bis die Narkose aufhörte zu wirken, erst fühlte ich den einen Fuß, dann den anderen und bald konnte ich meine Beine bewegen. Der Schmerz der Operation war erträglich, ich bekam Schmerzmittel und wurde auf die Station geschoben.
Dieses Mal klappte das Urinieren deutlich besser, ich brauchte keinen Katheter und auch mein Hodensack war nicht so geschwollen wie bei der Orchiektomie des rechten Hodens. Zu meinem und auch der Schwestern Erstaunen bekam ich abends Fieber, das auf eine weitere Erkrankung meines Körpers beruhte, nicht mit Kastration zusammen hing, mir aber einen längeren Krankenhausaufenthalt bescherte. Am sechsten Tag nach der OP bekam ich das gute Ergebnis, dass kein Krebs nachgewiesen wurde, ich bekam noch einige Untersuchungen für meine andere Erkrankung und durfte endlich das Krankenhaus verlassen.
Die zweite Orchiektomie verlief weit besser als die erste, auch die Heilung danach war unspektakulär, aufgrund meiner neuen Erkrankung nahm ich erst mal keine Hormone, was mich nicht störte, da die neue Krankheit doch sehr mein Leben beeinflusste und ich auf die schönste Nebensache der Welt (Sex) erst mal keine Lust hatte.
Es waren zwei Monate ohne Hormone, die Heilung war am Fortschreiten und endlich kam der Termin beim Facharzt. Dort wurde ich untersucht, befragt und aufgeklärt, was diese neue Krankheit für mich bedeuten wird, nämlich eine chronische Erkrankung. Er empfahl mir meine Hormonersatztherapie wieder aufzunehmen, das würde die Krankheit nicht beeinflussen. So begann ich wieder mit dem Testosterongel und bekam dann auch wieder Erektionen und Lust auf Sex. Leider musste ich feststellen, dass meine Erektion einen Knick zur linken Seite bekommen hatte, ich vermute eine Komplikation durch den Leistenschnitt. Mein Penis zeigt im steifen Zustand etwa im 45 Grad-Winkel zur Seite, wenn er schlaff ist hängt er wie früher leicht nach links. Meine Gefühle beim Sex sind wie vor der Kastration, durch den Testosteronersatz spüre ich keinen Unterschied. Allerdings sind meine Ejakulationen nicht mehr so wie früher, ich spritze nicht mehr, es ist eher ein Auslaufen.
Mein Hodensack ist langsam am Schrumpfen und es erregt mich, den leeren Sack anzusehen und zu fühlen, hoffentlich schrumpft er noch weiter. Ich würde ihn gerne verkleinern lassen, vielleicht auch komplett entfernen, so hängt da nur ein nutzloses Stück Haut unter meinem Schwanz, aber da muss mein Urologe mitmachen. Das Fehlen meiner Hoden stört mich nicht, im Gegenteil, sie sind nicht mehr im Weg, ich könnte jetzt sogar eine Bikinihose tragen. Auch beim Sport brauche ich keine Angst mehr vor schmerzenden Hoden zu haben, sei es beim Fußball oder Klettern.
Mein Leben als Eunuch hat sich nicht groß verändert, ich gehe weiter in die Sauna und zum FKK-Baden, habe Sex trotz der Biegung meines Penis und freue mich des Lebens. Hätte man mir als junger Mann gesagt, ich müsste ohne Hoden leben, wäre wohl eine Welt für mich zusammengebrochen, doch jetzt mit über 50 Lebensjahren ist das nicht schlimm, ich vermisse da nichts, im Gegenteil, manchmal finde ich es erregend als Kastrat.